Uns erreichen oft Anfragen, inwieweit Palmöl für die HVO-Produktion heute noch eine Rolle spielt und ob für die Produktion in dem von uns verkauften HVO-Kraftstoff auch Palmöl verwendet wurde.
Zurzeit kann in Deutschland nur HVO verkauft werden, dass aus pflanzlichen Rest- und Abfallstoffen hergestellt wurde. Neben z. B. gebrauchtem Kochfett (used cooking oil) wurde in der Vergangenheit aufgrund von günstigen Subventionsbedingungen gerne auch auf Palmöl zurückgegriffen, da die Herstellungskosten mit diesem Rohstoff besonders günstig waren.
Beispielsweise wurden im Jahr 2020 rund 795.000 t Tonnen natives Palmöl für die Herstellung von HVO verwendet. Im Vergleich dazu wurden 272.000 t Abfall- und Reststoffe in dem Jahr 2020 für die Herstellung von HVO bezogen (Quelle: BLE). Was machte Palmöl neben den günstigen Kosten so attraktiv für HVO-Hersteller?
Neben den Produktionskosten ist für die Hersteller von HVO auch besonders entscheidend, ob der gewählte Rohstoff als nachhaltig eingestuft wird. Inwiefern Rohstoffe als nachhaltig für die HVO-Produktion klassifiziert werden, wird in einer regelbasierten internationalen Ordnung festgehalten, diese die EU und Deutschland vertreten und verteidigen.
Hält ein Hersteller die Vorgaben der Nachhaltigkeitskriterien ein, kann dieser den produzierten HVO-Kraftstoff auf die THG-Quote (Treibhausgasminderungs-Quote) anrechnen lassen. Was bezweckt die THG-Quote? Die THG-Quote kann als ein eingeführter Mechanismus der EU verstanden werden, diese die Nachfrage nach alternativen Kraftstoffen fördert, die einen Beitrag zur Erreichung der Klimaziele liefern.
Wie funktioniert das? Die THG-Quote verpflichtet Kraftstoffanbieter gesetzlich dazu, ihre THG-Bilanz nach festgelegten Vorgaben (derzeit bei 8 %) zu erfüllen. Zur Erreichung dieser Ziele können z. B. Biokraftstoffe in Reinform oder als Mix mit fossilem Diesel verkauft werden. Je nachhaltiger und umfassender der Kraftstoff CO2-Emissionen senkt, desto höher kann der Kraftstoffanbieter diesen in seiner Quote anrechnen lassen.
Das Problem mit Palmöl für HVO
Palmöl war auch als nachhaltiger Rohstoff für Biokraftstoffe lange förderungsfähig, was den Rohstoff besonders attraktiv für die HVO-Produktion machte. Durch den massenhaften Anbau ist Palmöl allerdings in den vergangenen Jahren besonders für seine umweltschädlichen Auswirkungen bekannt geworden. Für den Massenanbau von Ölpalmen werden oft weite Teile des Regenwaldes in Südostasien gerodet und über weite Strecken nach Europa zur Weiterverarbeitung verschifft. Damit verschlechtert die Verwendung von nativem Palmöl als Rohstoff auch die Treibhausgasbilanz von HVO erheblich.
Damit Palmöl auch in Deutschland von der nachhaltigen Rohstoff-Förderung der EU ausgeschlossen werden konnte, musste allerdings zunächst die Schädlichkeit von Palmöl nachgewiesen werden. Dieser Nachweis kann nur erbracht werden, wenn Palmöl anhand von allgemeingültigen Kriterien im Vergleich zu anderen förderfähigen Rohstoffen als nicht nachhaltig eingestuft werden kann. Dieser Nachweis fehlte in den letzten Jahren, weshalb ein Ausschluss für Biokraftstoffe zunächst nicht möglich war.
Verwendung von nativem Palmöl bei TOOL-FUEL
Aufgrund der bekannten Problematik mit Palmöl haben wir, bei TOOL-FUEL, uns bereits im Jahr 2019 dazu entschieden natives Palmöl als Rohstoff in unserem verkauften HVO100 komplett auszuschließen. Bereits seit dem 01.01.2019 können wir nachweislich garantieren, dass Palmöl nicht in dem von uns verkauften HVO100 verwendet wurde. Die Absonderung (Trennung) der Mengen erfolgte auf dem Wege der Massenbilanzierung nach ISCC-vorgaben. Damit können wir für jede HVO100 Lieferung an unsere Kunden zertifizieren, dass kein natives Palmöl für die Produktion verwendet wurde.
Beinhaltet HVO heute noch Palmöl?
Im Dezember 2018 wurde auf europäischer Ebene eine neue Erneuerbare-Energie-Richtline (RED II), nach über 2-jährigen Verhandlungen verabschiedet. Neben den EU-Zielen zur Erhöhung des Anteils erneuerbarer Energien bei Strom, Wärme/Kälte und Kraftstoffen, bietet die neue Richtlinie auch einen Rechtsrahmen zur Förderung von Rohstoffen für die Kraftstoffherstellung.
Seit der Einführung der Erneuerbare-Energie-Richtlinie, ist auch in Deutschland Palmöl schrittweise für die THG-Quote nicht mehr anrechenbar. Im Jahr 2022 konnte nur noch ein geringer Anteil von Palmöl angerechnet werden. Seit dem Jahr 2023 ist kein Palmöl mehr zur Produktion von HVO in der EU zulässig (Mehr Infos zur Anrechenbarkeit von Palmöl gibt es auch direkt beim).
Mehr Informationen:
*BMUV (Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz)
* BLE (Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung) Seite 87, Tabelle 16