17. Oktober 2023

Offener Brief an die Bundesregierung zum Carbon Correction Factor

Gemeinsam mit 66 Vertretern und Verbänden der Logistik- und Busbranche sowie der Kraftstoff-, Nutzfahrzeug- und Zulieferindustrie fordern auch wir in einem offenen Brief die deutsche Bundesregierung dazu auf, sich auf europäischer Ebene aktiv für die Implementierung eines Carbon-Correction-Factors (CCF) in den CO2-Emissionsstandards für schwere Nutzfahrzeuge einzusetzen.
Inhalt

Alle Lösungen werden gebraucht, um eine klimaneutralen Schwerlastverkehr zu erreichen. Wirksamer Klimaschutz kann nur dann erfolgen, wenn eine technologieneutrale Ausgestaltung der CO2-Regulierung (Carbon Correction Factor) für schwere Nutzfahrzeuge stattfindet. Jetzt liegt es an der Bundesregierung sich für die passenden Rahmenbedingungen einzusetzen.

Für schwere Nutzfahrzeuge stellt die Umstellung auf klimaneutrale Alternativen eine besondere Herausforderung dar. Nach Prognosen wird das Transportaufkommen noch steigen, gleichzeitig wird auch im Jahr 2030 ein Großteil der Lkw-Flotten mit Diesel betrieben werden (Schätzung weltweit bei 90 %). Wie schaffen wir es alle Fahrzeuge klimafreundlich zu betreiben?

Zur Erreichung unserer Klimaziele ist es besonders wichtig, dass eine technologieneutrale Ausgestaltung der CO2-Regulierung für neue schwere Nutzfahrzeuge erfolgt, die auch den Einsatz erneuerbarer Kraftstoffe (wie z. B. Bio-LNG, eLNG, Bio-CNG, HVO100, B100 und e-Fuels) berücksichtigt. Durch die Einführung eines Carbon-Correction-Factors, wird zur Berechnung der Emissionseinsparung die Well-to-Wheel Methode herangezogen.

Der Unterschied zwischen „Tank-to-Wheel“ und „Well-to-Wheel“

„Tank-to-Wheel“ (TTW) und „Well-to-Wheel“ (WTW) sind zwei Analysemethoden, die verwendet werden, um den Energieverbrauch und die Umweltauswirkungen von Fahrzeugen zu bewerten.

Tank-to-Wheel“ bezieht sich auf den Energieverbrauch und die Emissionen eines Fahrzeugs während des Betriebs, also vom Zeitpunkt des Tankens bis zum Antrieb der Räder. Dies umfasst den Kraftstoffverbrauch, die Abgasemissionen und den Wirkungsgrad des Motors oder Antriebssystems. TTW konzentriert sich hauptsächlich auf die Effizienz des Fahrzeugs während der Fahrt.

Well-to-Wheel“ hingegen betrachtet den gesamten Lebenszyklus eines Fahrzeugs, einschließlich der Gewinnung, Produktion und Verteilung des Kraftstoffs oder der Energiequelle. Es berücksichtigt auch die damit verbundenen Umweltauswirkungen wie Treibhausgasemissionen bei der Förderung von Rohstoffen, der Raffination von Kraftstoffen und dem Transport zum Tankstellen. WTW bietet eine umfassendere Bewertung der Umweltauswirkungen eines Fahrzeugs über seinen gesamten Lebenszyklus hinweg.

Wie funktioniert der „Carbon Correction Factor“?

Der Carbon Correction Factor (CCF) wird verwendet, um die tatsächlichen CO2-Emissionen von Fahrzeugen oder Anlagen zu berechnen. Er berücksichtigt den Kohlenstoffgehalt des verwendeten Kraftstoffs und korrigiert die gemessenen Emissionen entsprechend. Dies ist wichtig, da nicht alle Kraftstoffe den gleichen Kohlenstoffgehalt aufweisen.

Offener Brief an die Bundesregierung zum 'Carbon Correction Factor' - Grafik

Die Forderung an die Bundesregierung

Derzeit liegt ein Kommissionsvorschlag zur Überarbeitung der Verordnung (EU) 2019/1242 zu den CO2-Emissionsstandards für neue schwere Nutzfahrzeuge vor. In dieser Verordnung werden unter anderem die Emissionsreduktionsziele festgelegt, die schwere Nutzfahrzeuge wie Lkw, Busse und Reisebusse in den kommenden Jahren erreichen müssen.

Zur Berechnung der CO2-Reduktionen wird gemäß EU-Verordnung das VECTO-Tool verwendet, das den CO2-Ausstoß zwar anhand der „Tank-to-Wheel“-Methode berechnet, aber alternative Kraftstoffe wie Bio-LNG, eLNG, Bio-CNG, HVO100, B100 und zukünftige E-Fuels unberücksichtigt lässt. Nach dieser Berechnungsmethode werden erneuerbare Kraftstoffe nicht als emissionsarm, sondern gleichwertig mit fossilem Diesel eingestuft.

Da die Gewinnung und Herstellung von Antriebsenergien entscheidende Unterschiede in ihren Emissionen aufweisen, fordern wir deshalb mit anderen Unterstützern zusammen auch die realen Emissionen der jeweiligen Antriebsenergie zu betrachten. Die Einführung des sogenannten Carbon-Correction-Factors nimmt dabei Bezug auf den gesamten Herstellungsprozess und berücksichtigt auch die gesamten Kette des tatsächlich verbrauchten Kraftstoffes, also inklusive im Markt verwendeter erneuerbarer Optionen.

Der offene Brief zur Forderung an die deutsche Bundesregierung findet sich HIER.

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